Alternative Namen zu Akkorden

Begonnen von skiffle, 11. Jul 2012, 13:57:39

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skiffle

Ich erbitte Eure kompetente Hilfe.
Wie heißen die Akkorde B° (B Null) und G#° (Null) noch alternativ?
Vielleicht  B° = Bdim oder Baug+ ???  
und G#° = G#aug+ ???
Ich bin ratlos.
Mache gerade meine \"Hausaufgaben\" und komme hier nicht weiter.

UkeDude

#1
Ich denke die ° Akkorde sind die aug+

z.B. C°=Caug= 1003

in Deinem Fall Baug: http://chordlist.brian-amberg.de/en/ukulele/standard/Baug/

und G#aug: http://chordlist.brian-amberg.de/en/ukulele/standard/Abaug/

Was zufälligerweise das C° (1003) ist. :)

skiffle

#2
Danke UkeDude für die Aufklärung.
Nun muß mir  http://ukulelehelper.com/ weiterhelfen, die jeweils \"richtigen\" klangvollen Griffe zu finden.
Der hatte mir bisher noch immer die meisten Varianten zum Zusammenbasteln zu bieten.
Das ewige Suchen und Vergelichen macht ja nur Spaß, wenn man weiß wie die \"Dinger\" (Akkorde) so heißen.
Nicht dass noch jemand denkt ich komponiere. ;)
Muß nur diverse Titel \"übersetzen\", damit ich sie auch technisch und klanglich hinkriege.
Und das ist eben die Mühe in der Ebene.
Da ist der Akkord- und Theoriebescheidwisser sehr deutlich im Vorteil.

Edit: Es geht letztlich um schräge Akkorde. :)

-Jens-

#3
Die Akkorde mit dem °-Zeichen sind sogenannte halbverminderte Dreiklang-Akkorde (im Gegensatz zu den ganzverminderten = °7 = Vierklang), welche sich aus Grundton, kleiner Terz, und verminderter Quinte zusammensetzen. Ein Akkord (Dreiklang), der durch Schichtung zweier kleiner Terzen entsteht. Sie werden auf der Ukulele nicht sehr häufig gespielt, verbreiterter sind die mit Septime (je nach Kontext °7 = dim7 oder m7b5).

Für die Ausgangsfrage wäre B° = Bdim korrekt.

Augmented oder auf deutsch übermäßigter Akkord ist genau das Gegenteil, zwei große Terzen werden übereinander geschichtet, sie tragen das Symbol +, z.B. C+. Sie bestehen also aus Grundton, großer Terz und übermäßigter Quinte. Sie treten regelmäßig als Stufenakkord der 3. Stufe in harmonisch und melodischem Moll auf.

... die Geschichte ginge noch weiter, hab nur gerade keine Zeit ...

UkeDude

#4
Ups, na siehste skiffle, also grad andersherum. :) Danke Jens...  und ich war mir so sicher.  :oops:

skiffle

#5
Besonderer Dank auch an Jens fürs geöffente Zeitfenster in eine mir fremde Welt!
G#° wäre dann G#dim, hoffe ich für mein mürbes, schwerfälliges und  nach wie vor theoriesperriges Hirn?

Ole Lele

Ehm, Vorsicht: Wie Jens schon andeutete, ist B° ohne Septime ein eher akademischer Akkord. Man findet ihn am ehesten noch in der Klassik oder in verkopfterem Jazz. Dass man dem Symbol trotzdem häufig begegnet liegt daran, dass oft B° geschrieben steht, wo tatsächlich der vollverminderte Vierklang gemeint ist, der akademisch mit B°7 (Bdim7) bezeichnet wird.

Das ist so weit verbreitet, dass ich, solange keine Indizien für das Gegenteil vorliegen, bei B° davon ausgehe, dass Bdim7, nicht Bdim gemeint ist.

skiffle

Ich gehe davon aus Ole Lele, dass Du weiterhin davon ausgehen kannst, dass Du recht hast.
Dafür und Deine Anteilnahme meinen Dank. ;)
Ich hatte vor einigen Monaten schonmal einen ähnlichen Fall,
der Dank Eurer Beratung zu einem Ergebnis für mich kam. :)

-Jens-

#8
Das ist für dich, Skiffle, ja praktisch, weil du dir nur einen Griff merken musst - 1212 - ein vollverminderter Akkord, bei dem jeder Ton auch Grundton sein kann, und es folglich sich der Griff jeden 4. Bund wiederholt.

Im Prinzip gibt es also nur 0101, 1212, 2323 ... und 3434 hat bereits wieder den gleichen Tongehalt wie 0101. Drei identische Griffe für 12 Tonarten ... das Ukulele-Chamäleon schlechthin :)

[entspricht übrigens auch einem grundtonlosen 7b9-Akkord, falls der mal auf einem deiner Zettel steht].

P.S. Mit den übermäßgten Akkorden (+, aug) verhält es sich ähnlich, obgleich es zwei Giffvarianten gibt, z.B. 1003 bzw. 5443 für etwa C+, E+, G#+

skiffle

Ich liebe diese leicht einprägbaren Griffe mit denen man auf dem Griffbrett nett hin- und herschraddeln kann.
Deinen/Euren Beitrag hab ich schonmal in mein Konvolut von persönlichen Daten zur Ukulele abgespeichert.
Lange Verdaungsphase für einen Totalamateur.
Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich sage, dass mir das Greifen besser gelingt als das Begreifen.  
Zwischenzeitlich wächst ja tatsächlich und unmerklich der eigene Anspruch. Und viele Titel will/muß ich nun neu \"gestalten\", weil sie mit den richtigen Griffen und den richtigen Akkorden einfach besser klingen, als mit manch gelegentlich starker Vereinfachungen und Mauschelei.
Hat nur den Nachteil, es wird komplizierter und man gerät schnell in Teufels Küche, wenn man nicht öfter/ständig übt.
Wo ich doch lieber spiele. :D
Doch wem sage/poste ich das?

-Jens-

Tröste dich, beim Blick auf ein Akkordblatt auf dem steht Gb° oder F#+ fange ich auch das suchen an ;)

Gelli

ein G° ist (zumindest in der normalen Notation! vielleicht gibt es in der Computerwelt ja Unterschiede?!) ein VERMINDERTER Dreiklang. -> G B Db

ein G°7 wäre ein verminderter Vierklang -> G B Db E

Ein halbverminderter Akkord wäre ein Gm7b5 oder ein G mit einem durchgestrichenen Kreis (dieses Zeichen gibt es auf meiner Tastatur nicht). -> G B Db F


Also:

G° / G°7 -> Gdim -> G mit zwei (beim G°7 drei) kleinen Terzen drauf!


G aug -> G übermäßig -> G mit zwei großen Terzen drauf!


Beste Grüße!

Juttalele

#12
Bei all diesen Be-Griffen, die ja mehr Bezeichnungen sind als BeGriffe, stellt sich doch sicher die Frage, was das überhaupt bedeutet? Wieso heißt es vermindert und übermäßig? Was soll das?

Was wird überhaupt vermindert oder \"überzogen\", erhöht ... übermäßigt?

Die so genannten \"reinen Intervalle\". Das sind: Quarte, Quinte, Oktave.

Die Intervalle in der Reihenfolge sind auch hier aufgeführt:
http://www.musicians-place.de/harmonielehre/kurs-1/die-intervalle.html

Bei den anderen Intervallen gibt es kleine und große, wobei der Unterschied zwischen klein und groß in einem Halbtonschritt besteht. Bei Quarte, Quinte und Oktave gibt es nur diese einen, also keine kleinen und keine großen. D. h. eine Quarte ist eine Quarte ist eine Quarte ... eine Quinte ist eine Quinte und eine Oktave ist eine Oktave.

D. h. genau genommen, dass eine übermäßige Quinte gar keinen Quinte mehr ist, sondern eine kleine Sexte.

Wer also hier nur die Töne betrachtet wie ein Vogel, der gerade auf einem Akkord landet ... der wird mit den Bezeichnungen übermäßig und Co. nichts anfangen können ... sie sind nur im Zusammenhang erklärbar, im größeren System. Und wenn man sich zu Fuß in diesen Wald begibt, sieht man irgendwann diesen vor lauter Bäumen nicht mehr ;)

In zwei Minuten habe ich das alles wieder vergessen.  :mrgreen:

(ja ja ja, ich weiß, auch die anderen, die kleinen und großen Soundsos lassen sich vermindern und überstrapazieren ... aber das führt wirklich zu weit rein in den Wald, finde ich ... und wenn man dann ganz im Dunkeln landet, nützt einem dieses Wissen auch nix ...)

Gelli

#13
Zitat von: Juttalele[1] Was wird überhaupt vermindert oder \"überzogen\", erhöht ... übermäßigt?

...


[2] D. h. genau genommen, dass eine übermäßige Quinte gar keinen Quinte mehr ist, sondern eine kleine Sexte.

...

[3] Wer also hier nur die Töne betrachtet wie ein Vogel, der gerade auf einem Akkord landet ... der wird mit den Bezeichnungen übermäßig und Co. nichts anfangen können ... sie sind nur im Zusammenhang erklärbar, im größeren System. Und wenn man sich zu Fuß in diesen Wald begibt, sieht man irgendwann diesen vor lauter Bäumen nicht mehr ;)



[1] Es handelt sich im Grunde genommen um die Quinte. Bei einem verm. Akkord hat man die kleine Terz und eine verminderte Quinte.
Während man bei einem übermäßigen Akkord eine große Terz hat und eine übermäßige Quinte!

Bei verminderten oder übermäßigen Akkorden gibt es das Phänomen, dass man strickt Terzen schichtet, ohne Rücksicht auf Verluste. Man springt sozusagen aus seinem tonalen System raus.

Ein Durakkord besteht zb aus einer großen Terz, und darauf schichtet man dann noch eine kleine drauf.
Ein Mollakkord aus einer kleinen Terz, darauf kommt ne große.

Beim verm. Akkord schichtet man sozusagen stur kleine Terzen. Und hat so dann über dem Grundton: kl. Terz, verm. Quint, verminderte 7 (-> große Sexte).
Beim übermäßigen macht man das gleiche mit großen Terzen. Landet so bei der großen Terz und der übermäßigen Quinte und dann wieder auf den Grundton.

Deshalb ist der verm. Akkord ein symmetrischer Akkord. Man kann ihn verschieben.


[2] Das hat mit der enharmonischen Verwechslung zu tun. Man will keinen Intervall doppelt haben in einer Tonleiter. Also nur eine Sekunde, Terz, Quart, Quint, Sext und Septime.
Wenn du zb sagst du willst eine überm. Quinte, heisst das automatisch, dass keine reine Quinte mehr in der Tonleiter ist. Würdest du die überm. Quinte jetzt aber kleine Sexte nennen (obwohl es theoretisch der gleiche Ton ist), dann würdest du damit ausdrücken, dass keine große Sexte drin ist. Aber dafür irgendeine Quinte.

Also wenn du jetzt zum Beispiel eine Durtonleiter hast und dort keine reine Quinte willst, sondern stattdessen den Ton einen Halbtonschritt höher, dann gäbs folgende Intervalle:
Prime, gr. Sekunde, gr. Terz, Quarte, überm. Quinte, gr. Sext, gr. Sept.


[3] Die Akkordbezeichnungen sind -wenn man sie erstmal versteht- recht genau und vielsagend.

Vermindert bedeutet immer Grundton, kleine Terz, verm. Quinte.
Übermäßig bedeutet Grundton, gr. Terz, überm. Quinte.

Solange bei einem Akkord kein moll oder Vermindertzeichen steht, braucht man die große Terz.
ZB C7 -> Durakkord + kleine Septime.
Will man die große Septime in nem Durdreiklang schreibt man maj7.


Oft in Jazzsheets steht dann zb C9#11 oder sowas. Prinzipiell bräuchte man also: Grundton, gr. Terz, Quinte, kl. Sept, gr. None/Sekunde und die überm. Quarte. Irgendwann hört der Spaß auf der Gitarre und sowieso auf der Ukulele aber auf, da man nur 4 Saiten hat. Also kann man sich die wichtigsten und am besten liegenden Töne aussuchen und damit den Akkord basteln.
ZB: 3423
Wäre Grundton, gr. Terz, kl. Septime, überm. Quarte.

Man kann sich also die Sounds aus einem Akkord, die einem wichtig erscheinen rauspicken und spielen, muss nicht immer alles spielen. Wichtig ist nur, dass man den Akkordsound nicht verändert. ZB bei einem Sus-Akkord niemals die Terz spielen. Bei einem 7ner Akkord niemals die große 7.






Undsoweiterundsofort!

Beste Grüße

Juttalele

.... upps, lieber Gelli, da hast du mich evtl. missverstanden ... meine Frage war nicht als Frage gemeint bezüglich der konventionellen Handhabung all dieser Bezeichnungen, sondern bewusst die Konventionen hinterfragend bzw. untergrabend.

Trotzdem danke für deine Mühe, vielleicht finden andere in deinen ausführlichen Beschreibungen eine gute Erklärung für mögliche Fragen ihrerseits.

In der so genannten Harmonielehre oder sagen wir besser den Harmonie-LehreN -- geht es ja nicht einfach um einzig wahre unumstößliche Gesetze, sondern vielmehr Entwicklungen hierarchischer Systeme, die sich wiederum auch in der Musikgeschichte nachvollziehen lassen ... d. h. nur auf dem Hintergrund der Musikgeschichte werden sie wirklich verständlich, das ist jedenfalls meine für mich unumstößliche Erkenntnis. Deshalb benutzte ich das Bild eines Vogels, der fern dieser linearen (historischen) Kenntnisse auf einem Akkord landet, d. h. der Vogel als Sinnbild für Unvoreingenommenheit bezüglich konventioneller Vorherrschaften in einem System.

Wenn wir es jetzt ganz genau nehmen wollten, müssten wir uns also mit den verschiedenen Stimmungen befassen und in der Geschichte weit zurückreisen bis zu Pythagoras ... und von dort wiederum einen Streifzug durch die Musikgeschichte bis heute unternehmen ... erst dann werden auch die Bezeichnungen nachvollziehbar (es sei denn, jemand lernt gerne einfach etwas auswendig, ohne Zusammenhänge verstehen zu wollen, dann würde ihm/ihr vielleicht deine Ausführung helfen).

Allein schon die Frage, warum das b im Deutschen als h bezeichnet wird, bedürfte solcher Reisen in die Vergangenheit ... Ich hab zu all diesem Zeug schon manches gelesen -- und bald wieder vergessen. Hängen bleibt mir immer nur das, was ich als wesentlich und sinnvoll in das mir ersichtliche und bekannte System einbauen kann.

Und es ist ja schön, dass wir Menschen so viele Speichermöglichkeiten erfunden haben, um bei Bedarf dieses und jenes nachzulesen, immer wieder einmal ... und es dann auch wieder zu vergessen und sich neuen Verknüpfungen zu öffnen ...

Ich hoffe, dass meine Zeilen jetzt etwas verständlicher werden ... wurden ...  :)

Liebe Grüße

Jutta