Korala Bass-Ukulele

Begonnen von stephanHW, 17. Feb 2014, 20:51:21

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stephanHW

Noch ein Gummi-Bass? Und vorgestellt von einem erklärten Gummibassverächter wie mir?
Ich verachte selbstverständlich keine Gummibässe, ich mag den fetten, runden Ton sogar sehr! Allein mit der Haptik der Saiten wollte ich mich bisher nicht anfreunden.

Am vergangenen Donnerstag beglückte Guido Teilnehmer des Berliner Stammtisches mit den bunten Plastik-Koralas, die viel Spaß bereiteten. Recht beiläufig lag ein sehr hübscher Gummi-Bass herum, den Guido ebenfalls neu im Sortiment hat.
Toll anzusehen und so ein Ding, das man nicht mehr aus der Hand legen mag. Für mich stimmte daran alles und im Verlauf des Abends beschloss ich unter Ausschaltung jeglicher Vernunft, das der Korala mein erster Gummi-Bass werden müsse.


Mit nur guten 7cm Zargenhöhe ist der Korpus recht flach und macht das Instrument sehr handlich


Aktiver Vorverstärker mit Bass-, Höhen- und Lautstärkeregelung, Simmgerät inclusive.


Der Hals ist mit dem Truss-Rod justierbar



Nach einigen Trainingsrunden keimen erste Zweifel, ob ich mich tatsächlich mit den Gummisaiten anfreunden mag. Die aufgezogenen Aquila Thundergut klingen gut, sind aber recht klebrig und die Lautstärkenverhältnisse der Saiten untereinander sind nicht so homogen, wie ich mir das wünschte.

Den Kleinen zurückgeben? Keinesfalls!
Mehrmals empfahl ich in der Vergangenheit die vom Stevens-Bass bekannten Saiten des Herstellers Pyramid.
Sie werden seit einiger Zeit als Ersatz für Kala-Bässe angeboten, die empfohlene Mensurlänge wird jedoch mit 53cm angegeben, das sind 1,5cm mehr, als Kala und Korala anzubieten haben.
Ein kurzer Anruf bei Pyramid brachte Klärung, man kann die Saiten problemlos verwenden (längere Saitensätze bietet Pyramid für den Kala Solid-Bass an, der eine etwas längere Mensur hat)

Irgendwelche Tücken beim Umrüsten? Die Gummi-Saiten sind ja erheblich viel dicker, als die Saiten von Pyramid. Der Kern dieser Saiten besteht aus Nylon-Filamenten, die mit einer silberbeschichteten Kupferwicklung versehen wurde. Die Ball-Ends der Saiten haben gerade mal den Durchmesser der Aquila E-Saite, da muss eine Unterlegscheibe unter dem Steg für Unterstützung sorgen.


Der dünne Teil der Wicklung liegt letztendlich auf dem Steg auf. Das ergibt bei der kurzen Mensur und der Saitenstärke ein besseres Schwingungsverhalten und besseres Sustain.
Unten zum Vergleich die Thundergut E-Saite


Probleme deuten sich zwangsläufig am Sattel an.


Saiten gewechselt, kurz gestimmt (danke, eingebautes Stimmgerät!) angeschlossen und restlos begeistert! Großartiger Ton, viel bessere Artikulation, homogenere Lautstärke aller Saiten, bessere Intonation.
Dank der Klangregelung und mit entsprechender Spieltechnik lässt sich der Ton vielfältig formen.

Probleme am Sattel? Die Saiten schnarren diskret am Sattel. Beim verstärkten Spiel fällt das nicht auf. Man könnte einen neuen Sattel anfertigen, man könnte aber auch einfach spielen und das ignorieren.

Die für mich bei Gummibässen eigentlich etwas müßige Frage, wie der Bass denn akustisch klingt, sei auch noch behandelt.
Mit den Aquila Thunderguts hat er ein recht kräftiges Stimmchen, das zum unverstärkten Üben völlig ausreicht. Der Ton ist aufgrund der fehlenden Höhenanteile natürlich völlig anders, als der obertonreiche Klang mit den Pyramid-Saiten. Mit letzteren bespannt komme ich im Wohnzimmer nicht auf den Gedanken, verstärkt spielen zu wollen.

Fazit:
Der Korala UKBB 310-E ist ein sauber verarbeiteter, gut spielbarer U-Bass mit toller Optik und Haptik. Er kostet knapp unter 300Euro, man scheint langsam Alternativen zwischen teuer und Thomann-billig zu bekommen. Sehr erfreulich.

Umrüsten auf Pyramid-Saiten ist gut möglich, ohne bauliche Veränderungen vornehmen zu müssen. Klanglich und Haptisch eröffnen sich so zwei Welten, in denen man sich nach Belieben bewegen kann, klasse!

Für mich werden es Pyramid-Saiten bleiben, sie sind eine Offenbarung.
Auf der to-do-Liste steht noch ein Tausch der Mechaniken und die Ergänzung des zweiten Gurtknopfes (die großen Mechaniken funktionieren auch mit den dünnen Saiten gut, das ist lediglich etwas Eitelkeit).


Das Wichtigste vergaß ich doch! Das Instrument besteht ja nur aus Sperrholz! :shock:
Gummiseile wabern über einem Piezo, brauche ich da eine massive Tonholzdecke? Ich bestimmt nicht. Und das kleine Ding klingt auch mit vernünftigen Saiten toll.



Nachtrag:
Mechaniken - Kluson Small Bass


Das Schnarren am Sattel lässt sich mit dem größtmöglichen Anpressdruck am Sattel für fast alle Saiten minimieren, ein Rest bleibt bei der A-Saite.

Tuke

Vielen Dank, Stephan, für den schönen Bericht.
Das macht Lust auf Bass...
"Die Normalität ist eine gepflasterte Straße: Sie ist bequem zu gehen, aber auf ihr wachsen keine Blumen." - Vincent van Gogh

allesUkeoderwas

Danke für die schicken Photos!

Hab gleich Pyramid\'s bestellt - Ist schon was anderes, als die Gummiwürste.
Gut, daß ich meinen \"Mittelalter-Eigenbau-Gummibass\" noch nicht eingestampft hab.
Mal sehen, ob die Pyramid\'s auch mit einer Bariton-Mensur (485 mm)  klarkommen.
Ukulelen: Nur Schrott

Guchot

Danke für das Review :) Ich werd zwar trotzdem keinen Ukebass mehr kaufen, aber es war doch interessant zu lesen :)

Zitat von: allesUkeoderwas...Hab gleich Pyramid\'s bestellt - Ist schon was anderes, als die Gummiwürste.
Gut, daß ich meinen \"Mittelalter-Eigenbau-Gummibass\" noch nicht eingestampft hab.
Mal sehen, ob die Pyramid\'s auch mit einer Bariton-Mensur (485 mm)  klarkommen.

Ein kurzer Anruf bei Pyramid und die basteln Dir die Saiten auch in der gewünschten Mensur.

stephanHW

#4
@Jogi: 48cm sind definitiv zu lang, da wirst du dir etwas anfertigen lassen müssen

@Guchot: Du bist doch auf der Suche nach einem kindertauglichen Bass. So ein Harley Benton Kahuna mit Pyramids könnte gut funktionieren. Die Saitenspannung ist geringer, als bei Stahlsaiten. Kinderfinger werden das beherrschen können. Der Ton ist nicht so knallig und `klaviersaitenartig´, wie bei sehr kurzen E-Bässen (z.B. Corsair).
Schraubt man mutig die bei den Piezos oft unangenehmen Höhen zurück, bekommt man einen schönen, warmen und runden Ton.
Ca. 160Euro, et voilà!

TERMInator

Zitat von: stephanHW@Jogi: 48cm sind definitiv zu lang, da wirst du dir etwas anfertigen lassen müssen
Zu lang ? Du sprachst doch von 53 / 51,5 cm ?

allesUkeoderwas

#6
Da hat der Stephan sich vermutlich vertan. Die von der Stange Pyramid\'s sind ja für die Kala Solid mit 21 Inch (53 cm) Mensur, die Ukulelen Kala\'s haben nur eine 51 cm Mensur, wobei einige Händler auch hier 21 Inch angeben - Die Strippen sind also höchstens zu lang und zu dünne, kann mir aber nicht vorstellen, daß Pyramid für eine 48 cm Bariton Mensur extra dickere Saiten bastelt - ich hoff mal nicht, daß es zu labberig wird.

ZitatCa. 160Euro, et voilà!
Incl. 29 € für die Pyramid\'s, das nenn ich Schnäppchen - Oder bezog sich das auf den Kahuna?

Bin echt gespannt, wie sich das mit den Pyramid\'s anhört.
Im Prinzip könnte man die \"dünnen\" Dinger ja sogar auf eine leicht modifizierte 40 € Hora Bariton aufziehen. Nur mal so\'n Gedanke.

Mit dem Klang der Saiten is ja auch so \'ne Sache, dann noch der Klang des Amp\'s und der Bassgitarre - Schön, wenn man da eine kleine Auswahl hat...  Für mittelalterlichen Heavy Metal Sound mit OV braucht\'s schon sowas wie den Corsair - Gummi taugt da nich.  :mrgreen:

GAS, UAS, BAS, AAS, SAS...  :lol:
Ukulelen: Nur Schrott

stephanHW

Die 53cm - Mensur Pyramids sind für den normalen Stevens, der hat eine Mensur eben dieser Länge. Sie funktionieren auch auf dem kürzeren Kala (51,5cm), sind jedoch zu kurz für den Kala solid. Für den gibt es spezielle Sätze. Das die Info nach dem Telefonat mit Pyramid. 48cm dürften etwas labberig werden, zu lang ist natürlich Quatsch, hab ich mich verlesen.

Die 160Euro bezogen sich auf den Kahuna + Pyramid.

UkeDude

Klasse Bericht Stephan, ließt sich toll. Ich hatte auch schon ganz lange vor den Kala Bass mit den Saiten von Pyramid auszustatten, hab mich aber bisher nicht getraut... aber den Versuch wäre es auf jeden Fall Wert, wenn das alles ohne Veränderung von Statten geht. :D

ronniebass

Ich bin ja nach wie vor bekennender Fan der Gummischnüre,aufgrund des kontrabassähnlichen Sounds. Die Klangbeispiele, die ich bisher von  
U Bässen mit Pyramid Saiten gehört habe, klingen mir zu sehr nach A/E bass. Wer den Sound wünscht, ist damit sicher gut bedient. Ich nutze meinen Kala in erster Linie für Bandproben, bei denen ich meinen Kontrabass nicht mitschleppen möchte. Klar ist es nicht ganz einfach, auf den Gummis zu grooven, und eine untereinander ausgeglichene Lautstärke hinzukriegen, bin da schon lange am probieren. Der Kala geht auf jedenfall
in einen Vorverstärker, dann habe ich mir angewöhnt, alles mit dem Daumen zu zupfen, auch schnellere Walkingbasslinien. Das bringt den ausgeglichensten Sound, ist nebenbei auch ein super Training! Ärgerlich ist nach wie vor die Tatsache das die G Saite im Lauf der Zeit immer dünner wird!

Dieter

Frage: warum hast Du Dir nicht gleich die geschliffenen Saiten gekauft?
Gruss Dieter

Caruso

Schöner Bericht. Vielen Dank!

stephanHW

#12
@ronniebass: Den spezifischen Klang entfernt man natürlich mit den Gummisaiten, diesbezüglich sind Pyramids keine Empfehlung.
Interessant wäre ein Vergleich der der mittlerweile doch recht guten Auswahl verschiedener Gummisaiten, die ja tatsächlich klanglich und haptisch recht unterschiedliche Eigenschaften haben.
Der Korala ist bezüglich der Verarbeitung und Qualität vergleichbar mit dem Kala, ein sehr schönes Instrument.

Nach meiner Beobachtung gibt es eine nicht unerhebliche Anzahl Musiker, denen die Idee eines ultrakompakten Basses gefällt, die jedoch große Probleme mit den Gummisaiten haben und die U-Bässe daraufhin verwerfen.
Das Angebot sehr kurzer A-Bässe ist ja verschwindend gering, da bieten die Pyramid-Saiten in Verbindung mit einem sog. U-Bass eine echte Alternative.

@Dieter: Ich mag rundgewickelte Saiten auf den kurzen Mensuren. Insbesondere die E-Saite verliert erheblich an Klangqualität und Intonation bei geschliffenen Saiten.

Guchot

Ich habe damals auch intensiv mit Pyramid hin- und her-geschrieben als ich geschliffene Saiten erst für den U-Bass und danach für den Ortega D-Walker gesucht habe. Die haben mir davon abgeraten auf so kurzen Mensuren geschliffene Saiten aufzuziehen. Das war mit ein Grund warum ich mich von dem D-Walker getrennt habe. Ich mag keine Roundwounds (im Gegensatz zu stephanHW :mrgreen:). Jetzt habe ich normale Shortscale-Bässe mit Flats drauf und bin damit zufriedener als ich es mit einem UBass oder Ortega je war :) Die Flats sind natürlich alle von Pyramid, die mich super beraten haben, obwohl das Resultat der Beratung erstmal war das ich nichts gekauft habe :mrgreen:

stephanHW

#14
Jetzt gibt es ein klitzekleines Klangbeispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=3Cjs6U3_dzA&list=UUBB57sMdxAlhf0c1vO5DmuA


Tante Edit:

Die zu hörende Ukulele ist diese:
http://www.ukulelenclub.de/Forum/UseBB/topic.php?id=17494