Blues-Improvisations-Workshop mit Skalen und Klangbeispielen

Begonnen von moskeeto, 02. Jun 2007, 09:25:25

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moskeeto

EDIT: Dieser Workshop ist eigentlich von Ende 2006. Die Dateien waren zwischenzeitlich nicht mehr verfügbar, müssten jetzt aber wieder sicher gehostet sein.

Blues-Improvisations-Workshop mit Skalen und Klangbeispielen

Ich hab sowas bisher nur für Gitarre gefunden, deshalb hier mein Blues Workshop für die Ukulele. Ich hoff, er ist nicht zu verwirrend. Am Besten laaangsam und Stück für Stück durcharbeiten :)

Grundlage ist mein Pentatonik Workshop.

Mit der Pentatonik kann man bereits schöne Melodien (in jeder Tonart) improvisieren. Dennoch fehlt oft noch das gewisse etwas, besonders wenn man z.B. eine melancholische Melodie über Dur-Akkorde spielen möchte.  Dafür kann man jedoch gut  verschiedene  Blues-Skalen verwenden. Die Grundlage der Bluestonleiter ist dabei die Moll-Pentatonik, auch wenn der Akkord in Dur ist! Über A Dur kann man also einfach die A-Moll Pentatonik spielen und erreicht damit schon einen bluesigen Sound.

Beispiel:
Über die Progression  ,,A | D E7\"  improvisiere ich zunächst mit der A-Dur Pentatonik (Stufen 1, 2, 3, 5, 6):
A-Dur Pentatonik (mp3 bei Box.net)

Über diese Progression improvisiere ich nun mit der A-Moll Pentatonik, was dem Ganzen gleich ein Blues-Feeling gibt (Stufen 1, 3b, 4, 5, 7b):
Blues Moll Pentatonik (mp3 bei Box.net)

Erklärung:
Durch die Moll Pentatonik über einen Dur Akkord werden zwei sogenannte Blue Notes gespielt. Die kleine Terz (3b) und die kleine Septime (7b). Diese ,,beißen\" sich beide mit der großen Terz (3) des Dur-Akkords und erzeugen dadurch die typische Bluesstimmung, da die große Terz der wichtigste Ton eines Dur-Akkords ist. 3b und 3 bilden nun eine kleine Sekunde und 3 und 7b einen Tritonus, welche beide an und für sich recht unangenehm für das menschliche Ohr sind (hier aber natürlich erwünscht sind).

Alle folgenden Skalen funktionieren nur richtig über die nächstliegenden Akkorde einer Tonart. Für C-Dur wäre dies C, F, G, Am, Dm, Em. Siehe auch: Quintenzirkel.


Und so sieht die Blues-Pentatonik für die Ukulele aus (die Skala ist natürlich verschiebbar!):

uke_moll_penta.gif



Nun wird meistens im Blues noch mindestens eine Note hinzugefügt, und zwar die dritte Blue Note. Diese ist eine kleine Quinte, sodass man bei \" 4, 5b, 5\" drei Halbtonschritte in Folge hat. Bei vielen Gitarrenskalen wird übrigens nur diese Note als Blue-Note angegeben, weil 3b und 7b ja sowieso zur Tonleiter der Moll-Pentatonik gehören.

Jetzt haben wir also die Moll-Pentatonik mit hinzugefügter Blue Note, sodass eine hexatonische (6 stufige) Tonleiter entsteht. Dies ist die Standard Blues-Tonleiter für Gitarre und auch mein Favorit auf der Ukulele:


uke_blues_hexa.gif

Das Ganze hört sich dann so an:
Blues Moll Hexatonik (mp3 bei Box.net)

Hierfür habe ich auch einige Miniskalen gebastelt, die sich besser merken lassen. Und unten ist noch ein Beispiel wie man die Skala z.B. bei A-Dur so verwenden kann, dass jede Note nur jeweils 1x vorkommt (da einige Noten ja sonst bei verschiedenen Positionen vorkommen). So kann man optimal den kompletten Tonumfang der Ukulele ausnutzen.


uke_blues_mini.gif


Nun wird häufig (besonders auf dem Klavier) noch mindestens eine weitere Note hinzugefügt, und zwar die große Terz (3), sodass die Dur-Qualität des Akkords wieder mehr hervorgehoben wird. Dennoch ist diese heptatonische (7 stufige) Tonleiter etwas schwerer zu handhaben. Diese Tonleiter wird übrigens meist als die Blues-Tonleiter angegeben, da sie wie die Grundtonleitern in der abendländischen Musik aus 7 Tönen besteht.

So sieht sie aus:

uke_blues_hepta.gif


Und so klingt sie:
Blues Heptatonik (mp3 bei Box.net)

Im Rock\'n\'Roll werden nun meist sogar noch die restlichen Noten der  Dur-Pentatonik hinzugefügt, sodass noch die Sekunde (2) und Sexte (6) hinzukommen. Diese Tonleiter ist von Stufe 2 bis 5 komplett chromatisch und es werden nur noch 3 Noten ausgelassen. Dennoch werden nicht alle Noten gleich hervorgehoben. Auf den Hauptzählzeiten werden meist die Töne der hexatonischen Blues-Tonleiter gespielt und die Töne der Dur-Pentatonik werden nur als Übergangstöne hinzugefügt. Doch auch hier gibt es natürlich Ausnahmen und man kann mit Absicht besondere Reibungen einbauen.

So sieht sie aus (beachte: ich habe das Layout hier geändert, so wie es in Gitarrenlehrbücher meist üblich ist).

Blues Rock\'n\'Roll

So klingt die Rock\'n\'Roll Skala:
Blues Rock\'n\'Roll Skala (mp3 bei Box.net)

Man kann mit ihr interessante Effekte erzielen, doch ist sie schwerer zu verwenden. Ich mag im Klang-Beispiel eine Stelle, in der ich nach oben die Dur-Pentatonik spiele und nach unten die Moll-Hexatonik.


Und hier die Rock\'n\'Roll Skalen für die wichtigsten Tonarten.
WICHTIG: Die Skalen sehen kompliziert aus, doch in ihnen stecken alle oben aufgeführten Skalen. Für Moll-Pentatonik spiele nur die roten und schwarzen Punkte, für Hexatonik füge die Blue Note (5b) hinzu und für Rock\'n\'Roll dann schließlich noch die grauen Punkte der Dur-Pentatonik.

























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Einige Anmerkungen:
1.    Alle Skalen sind verschiebbar!  Dazu muss man nur den Grundton (roter Punkt) auf einer Saite finden und sich daran orientieren. Siehe auch Pentatonik-Workshop
2. Die Skalen funktionieren nur, wenn man in der Tonart bleibt (Also Tonika, Dominante, Subdominante sowie die Mollparallelen dieser drei). Siehe Quintenzirkel.
3. Die G-Saite benutze ich eigentlich nie beim Improvisieren, sie ist nur zu Vollständigkeit und für Low-G Spieler mit angegeben.
4. Bei den Hörbeispielen spiele ich nur auf der A-Saite.
5. Eigentlich sind die Blue Notes  nicht direkt 3b, 5b oder 7b, sondern in einer leicht höheren Frequenz. Dies kann man auf der Ukulele nachahmen, in dem man die entsprechenden Töne mit einem ,,Bending\" leicht verzieht.
6. Aufgenommen habe ich das ganze mit dem Programm Reaper und meinem Headset Mic. Die Graphiken habe ich in Photoshop erstellt.
7. Ich bin selber noch Anfänger in der Improvisation, deshalb hab ich mich mit einigen unsauberen Aufnahmen zufrieden gegeben.
8. Mit dem Blues lässt sich noch viiiiel mehr machen. Wer mehr wissen will sucht einfach im Internet und wartet auf Rigks DVD.
9. Ich hab selbst nämlich kaum Ahnung vom Blues... ich hab nur von Internetseiten die Infos genommen und nach bestem Wissen auf die Uke übertragen. Und da die Skalen viel Arbeit waren, wollte ich die mit dem Workshop mal allen zur Verfügung stellen.

Mehr Informationen findet man z.B. bei Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Bluestonleiter
http://de.wikipedia.org/wiki/Blues#Das_Blues-Schema
http://de.wikipedia.org/wiki/Quintenzirkel
http://de.wikipedia.org/wiki/Pentatonik

Hier nochmal gesammelt die Links zu den Soundbeispielen:
Ordner bei Box.net


Und alle Graphiken in einem Word-Dokument zum Runterladen und Ausdrucken:
Uke_Blues_Graphik.doc
Und diese Dateien mit pentatonischen Skalen für die Ukulele usw. könnten evtl. auch hilfreich sein.

Und HIER gibts es tolle Backing Tracks zu denen man wunderbar improvisieren kann! Außerdem kann man auch einfach bei youtube und google nach \"blues jam track\" oder \"blues backing track\" suchen. Also z.B. \"blues backing track a major\".


Ich wünsch euch allen viel Spaß!

Über Feedback würde ich mich natürlich freuen:)

Schönen Gruß,
moskeeto

gitarrenholgi

Das ist ein sehr schöner und umfassender Workshop mit dem ich mich mal verstärkt auseinander setzen werde. Auf jeden Fall ein dickes Danke und Doppeldaumen für die Arbeit!!

Viele Grüsse
Holger

Earlyguard

Auch von mir ein herzliches Dankeschön für die Mühe und das Engagement. Toll gemacht! :D

Gruß
Thomas

BYOB

vielen dank für die Mühe, ich versuche immer wieder das zu verstehen, verstehs trotzdem nicht.... naja egal, ich werd nächstens so nen freund von mir fragen, spielt gitarre, und kont sich hoffentlich damit aus...
aber trotzdem danke für die mühe :mrgreen:

Johnny-Flash

Wow, da hast Du Dir aber wirklich viel Mühe gegeben. Ein wirklich toller Workshop. Vielen Dank dafür.

Gruß Johnny ;)

Uketeufel

Das ist ja eine tolle Arbeit! Das muss irgendwie auf die Clubseite!
Ich bin ein Prootcher!

http://www.prootchers.de
www.facebook.com/Prootchers

UkeDude

Ja  echt super. Bin gerade an dem Pentatonic und das ist genau die richtige Erweiterung. Vielen Dank für die Mühe. Tolle Sache.

wwelti

Endlich mal ein anschaulicher Workshop zu dem Thema! Irgendwie fand ich das Skalengewurschtel (vor allem den Sinn und Zweck davon) immer nur schwer nachvollziehbar. Bis jetzt :D

Die Beispiele sind wirklich Klasse und motivieren sehr. Vielen Dank :)

Viele Grüße
  Wilfried

MistaPista

:shock:  :shock:  :shock:  WOW!!!

respekt!!!und vielen dank dafür!!!

MFG MP

FREDERIC

Super Moskeeto :D
Vielen Dank für die Mühe ;)
Klasse gemacht :D
Viele Grüsse,
Frédéric :mrgreen:

yanuke


doncorleone

danke für die mühen, ich versteh eigentlich fast nix davon, aber man merkt du hast viel zeit und mühe investiert.......... *respekt*

don

moskeeto

Moin!

@ alle: Vielen Dank für das Lob:)

@ wwelti: Das freu micht doch besonders, wenn es tatsächlich jemandem helfen konnte :D

@ Uketeufel: Ja, das darf gerne auf die Clubseite.

@ Doncorleone & BYOB: Na, das sieht natürlich kompliziert aus (und setzt auch ein wenig Wissen vorraus), aber ich hoffe ihr könnt wenigstens irgendeine Skala davon verwenden... Ansonsten könnt ihr natürlich immer nachfragen.

.kunzi

jeah, danke moskeeto! sag mal, klappt das mit den skalen irgendwie auch für nen jazz?
([o.o])
O|--|O
..d..b..

moskeeto

Zitat von: skyxjeah, danke moskeeto! sag mal, klappt das mit den skalen irgendwie auch für nen jazz?

Mm, gute Frage. Das hängt natürlich vom Jazz Stil und der Akkord-Reihe ab. Aber eigentlich müsste das so gehen, ja. Allerdings gibt beim Jazz oft nicht der erste Akkord die Tonart an, sondern z.B. der zweite oder dritte... das ist dann vielleicht etwas schwierig herauszufinden. Naja, auch da hilft mal wieder ein Blick in den Quintenzirkel... ;)