Wim-Banjolele Review

Begonnen von Guchot, 08. Okt 2009, 07:53:04

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Guchot

Vorwort: ich sehe mich nicht als Ukulelen-Spezialist und meine \"Reviews\" sind alle höchst subjektiv und nicht unbedingt von Fachwissen begleitet. Ich schreibe einfach nur auf was mir persönlich an den Instrumenten auffällt, gefällt oder eben nicht gefällt. Ich war mir auch unsicher ob ich dieses Review jetzt in die Ukulelen- oder in die Banjolelen-Abteilung stellen sollte. Ich denke aber das ein Review hier besser aufgehoben ist. Kann aber auch gerne verschoben werden :)

OK, ich hab mich wieder mal an einem Review versucht. Diesmal handelt es sich um die

Banjolele von Wim (http://www.banjolele.net/)

Wieder mal hatte ich das Glück eins meiner Shootings mit der \"Produktpräsentation\" zu verbinden :mrgreen: Detailfotos und Video gibts ganz unten.

Vor dieser Banjolele hatte ich eine Hulabox-Tambourlele von Hans. Das soll hier kein Vergleich zwischen diesen beiden Instrumenten werden, aber da die Tambourlele meine einzige Bezugsmöglichkeit ist, werde ich ab und an doch mal einen Vergleich anstellen müssen.

Die Vorgeschichte: Der Banjoklang hatte für mich schon immer etwas faszinierendes, ursprüngliches an sich und nachdem ich am \"Original\" gescheitert bin, war klar das ich mir zumindest die Ukuelelen-Version davon gönnen mußte... irgendwann. Die Preise für Uke-Banjos fand ich aber dann schon recht heftig, bis mir Hans\' Hulabox-Tambourlele in die Augen und kurz danach in die Finger fiel :) Vom Klang war ich begeistert, die Verarbeitung war wie bei allen Produkten von Hans einwandfrei. Aber die Mensur... Tut mir leid, Sopran ist nicht meine Welt, dafür hab ich zu dicke Finger und muß mich dann beim Spielen zu sehr konzentrieren. Deshalb hing auch die Tambourlele fast nur noch an der Wand rum. Schade eigentlich... Vor einiger Zeit fand ich dann Wims o.g. Internetseite. Schnell habe ich eine eMail geschrieben ob er mir eine Banjolele mit Tenormensur bauen könnte und was der Spaß kosten würde. Die Antwort kam noch am selben Tag. Ja, könnte er bauen mit \"bißchen längerer Mensur\" und das würde 145,- Eus kosten zzgl. Versand (10,- Eus). Ruckzuck war das Teil bestellt und die Hulabox-Tambourlele wanderte in die \"Gesucht-Gefunden\" Abteilung hier im Forum. Ich hoffe der neue Besitzer wird glücklicher damit als ich. Nochmal: Ich hab die nur verkauft weil ich mit der Mensur nicht zurecht kam!

Wim meinte der Bau meiner Banjolele würde etwas über eine Woche dauern. Damit hatte er Recht. Am 21.09. bestellt, hatte ich sie am 05.10. in den Fingern. Wäre Samstag nicht der Feiertag gewesen, wäre sie dann schon da gewesen. Für ein extra angefertigtes Instrument eine mehr als annehmbare Zeit :)

Was mir nach dem auspacken als erstes auffiel: Mann, ist das Aas schwer! Im Vergleich zur Tambourlele ist die Banjolele von Wim ein echtes Schwergewicht. Nicht viel leichter als meine Johnson-Reso-Uke. Woher das Gewicht kommt, fällt einem ins Auge wenn man den Kessel sieht. Wie dieser gefertigt wird, ist auf Wims Seite gut zu sehen. Das Ding ist massiv, das hat Gewicht, da verzieht sich auch nix. OK, mal weiter gucken. Als nächstes fiel mir die Kopfplatte ins Auge. Sie ist Banjo-untypisch recht groß und ausladend gestaltet. Von der Form her erinnert sie zwar an die Banjo-Kopfplatten, aber sie ist wirklich deutlich größer. Von der Kopfplatte weiter zum Hals: Die Hälse werden von Wim alle \"frei Schnauze\" aus der Hand gefertigt. Wie er auf seiner Website schon schreibt, sind keine 2 Hälse genau identisch. Meiner liegt mir aber sehr gut in der Hand und macht einen massiven Eindruck. Optisch fällt auf das eine Seite des Halses etwas heller ist als die andere. Stört mich aber in absolut keinster Weise. Die Bundstäbchen sind schön eingepaßt und sauber abgerichtet, da gibts keine Kritik und auch die Bundmarkierungen sind da wo sie hingehören und schön eingepaßt. Was beim Hals aber auffällt: Er ist sauber verarbeitet und geschliffen, aber nicht poliert. D.h. der Hals ist relativ rauh, man fühlt noch deutlich die Struktur des Holzes. Beim Spielen hat sich das bisher noch nicht negativ bemerkbar gemacht, aber ein richtig \"schneller\" Hals, ist das wahrscheinlich nicht. Was die Mensur angeht, so ist es keine wirkliche Tenor-Mensur, sondern es sind \"nur\" 42cm gegenüber den bei Tenor üblichen 44cm.  Aber auch das stört mich wirklich nicht im mindesten, zumal meine erste Tenor auch eine mit etwas kürzerer Mensur war  :)

Genug geguckt, jetzt mal Spielen. Aber vor das Spiel haben die Götter das Stimmen gesetzt *stöhn* Zum ersten: Wims Banjolele ist mit direkten Mechaniken ausgestattet (was klar war) und ich HASSE diese Dinger. Meckert über Ohren soviel ihr wollt, aber damit läßt sich für mich ein Instrument einfacher und besser stimmen. Auf der Banjolele ist eine Low-G Saite installiert (war so in Auftrag gegeben von mir). Was das für Saiten sind, weiß ich nicht. Die Saiten 1-3 sind gelblich, die 4. ist eine metallumwundene Saite. Das Stimmen läuft so gut wie man es von direkten Mechaniken erwarten kann. Wie gut sie die Stimmung halten, werd ich erst beurteilen können wenn die Saiten sich gesetzt haben. Was einen wahnsinnig macht ist das Stimmen der ersten Saite, aber das war auch schon bei meinem \"richtigen\" Banjo und der Tambourlele so. Scheinbar vibriert das Fell so mit, dass das Stimmgerät ein Problem damit hat (ich hab so einen Clip-On Tuner). Die Anzeige springt permanent zwischen D und B hin und her. Die genaueste Anzeige bekomme ich wenn ich mit dem Daumen der linken Hand die Saiten 2-4 und gleichzeitig das Fell mit der rechten Hand dämpfe. Aber wie gesagt, das Problem ist mir nicht neu und sicherlich nicht auf Wims Banjolele zurückzuführen, eher auf mein Stimmgerät. Nach dem Stimmen ran ans Spiel. Die Banjolele liegt gut in der Hand, ist nicht kopflastig (wie auch, bei dem Kessel?) und liegt sicher und stabil auf dem Oberschenkel auf. Die ersten Töne erstaunen mich... anders als Hans\' Tambourlele, die einen sehr spitzen Klang hatte, klingt Wims Banjolele deutlich dunkler und auch weniger laut. Mag zum einen an dem kleineren Fell liegen, zum anderen daran das ich anatomisch bedingt mit meiner Wampe fast automatisch den hinten offenen Kessel abdämpfe. Halte ich die Banjolele bewußt vom Körper weg, wird der Klang offener und auch lauter. Die Nachbarn wirds freuen wenn ich die Wanne weiter dran halte :mrgreen: Ansonsten ist die Banjolele gut bespielbar und bei den ersten paar Stücken hat mich auch der rauhe Hals nicht gestört. Da ich nicht wie ein E-Gitarrist die Saiten rauf und runter rutsche, wird das auch wohl so bleiben. Das einzige was mich etwas stört: Die Saitenlage ist mir einen Tick zu hoch. Aber der Steg hat noch genug Fleisch das man da was abschleifen kann. Das werde ich demnächst mal ein Angriff nehmen. Am Sattel hingegen sieht die Saitenlage prima aus, darüber bin ich sehr beruhigt, denn Sattelschlitze nachfeilen liegt außerhalb meiner Fähigkeiten. Ein gern besprochenes Thema: Die Bundreinheit. Ich habe es nur bei der 3. und 4. Saite nachgemessen, bei den dünneren Saiten wird das wirklich zur Geduldsprobe... Bei beiden lag die Abweichung unter 5cent, wobei die 4. Saite etwas weniger Abweichung zeigte als die 3.

Mein persönliches Fazit: Was man immer im Auge behalten sollte, aber in diesem Fall besonders, ist das Preis/Leistungsverhältnis. Für 145,- Euro erhält man hier ein Instrument das quasi nach eigenem Wunsch hergestellt wird. Ich habe es zwar nicht versucht, aber ich bin überzeugt das Wim auch noch andere Wünsche, vielleicht bezüglich der Kopfplatte o.ä. berücksichtigen kann. Was man erhält ist ein von Hand gefertigtes Einzelstück dem man anmerkt das es mit Liebe zum Detail und Enthusiasmus hergestellt wurde. Kleinere Mängel (an meinem Kessel ist z.B. ein kleiner Kratzer der aussieht als wäre da einer irgendwann mal mit dem Schraubenzieher abgerutscht) nehme ich dafür gerne in Kauf. Wims Banjolele ist ein sehr ursprüngliches Stück, das dem eigentlichen Spirit des Banjos sehr nahe kommt. Schließlich war das im Ursprung mal \"only a Hoop on a Stick\". Man kann die Wim-Banjolele sicherlich nicht mit einer Hochglanz Goldtone mit Resonator vergleichen, was ja auch angesichts des Preises \"etwas\" unfair wäre, aber es ist ein wunderschönes Instrument mit dem Klang eines Open Back Banjos, der mir persönlich auch besser gefällt als der Sound der Resonator-Banjos. Aber Klang ist natürlich immer Geschmackssache, davon macht ihr euch am besten anhand meines Videos selbst ein Bild.
Was ich noch ändern werde: Irgendwann werde ich die direkten Mechaniken durch übersetzte ersetzen (wahrscheinlich aber übersetzte Banjo-Mechaniken) und ich werde die Saitenlage noch etwas runter bringen. Mittlerweile denke ich auch das es besser wäre die Banjolele in High-G zu stimmen, aber das ist nicht Wims Angelegenheit, ich hab ja schließlich explizit Low-G bestellt. Eine weitere Frage wäre auch ob es überhaupt möglich ist anderswo eine Banjolele mit annähernd Tenor-Mensur zu bekommen. Die, die ich gesehen habe, waren jedenfalls alle Sopran.

Für das Video habe ich mir DEN Banjo-Klassiker schlechthin ausgesucht:
Oh Susannah
Da ich (noch) nicht die übliche Banjolelen-Spielweise beherrsche, gibts aber erstmal nur wildes Geschrammel.

Fragen? Fragen!

Ne schöne Jrooss
Guido

Und hier die versprochenen Detailbilder:




UkeDude

Danke Guido für den Bericht (den ich in die Banjolelen-Abteilung gestellt hätte)

Ich hatte ja auch schon ein paar von Wims Banjolelen in der Hand und war auch immer recht angetan von den Instrumenten. Wim ist auch immer beim Holländischen Ukulelen Festival dabei mit mehreren seiner Banjo Ukes.  Ist ein sehr netter Mensch. :)


Das Stimmproblem hatte ich auch und hab es dadurch gelöst, das ich den Clip nicht an die Kopfplatte geklemmt hatte sondern an den Steg auf dem Fell. Dort hat es wunderbar funktioniert.

Tolle Bilder. Gefallen mir sehr gut.

Viel Spaß damit.

Matze

Hallo Guido,
Danke für den sehr guten, ausführlichen Bericht!
Susannah fand ich auch gut! :mrgreen:

kurt

Bester Guchot ! Wie üblich prägnant und liebevoll beschrieben.

Meiner Meinung nach sind direkte Mechaniken nur für Masochisten und moldy figs (auf dt. unerklärlicherweise mit Schnurbart-Petes zu übersetzten) 8)

Fischkopp

Glückwunsch zur Banjolele. ;)

Banjolelen in Tenorgröße sind ganz selten. :roll:
Man könnte für den Klang natürlich ein Tenorbanjo nehmen.
Das ist dann aber wieder wesentlich größer.

Tolle Fotos von der Uke und auch deine Fotomodelle find ich Klasse ! :lol:
https://www.youtube.com/user/BerndDombrowski (Eigene Lieder, Traditional, Ärztelieder usw.  171 Videos)
https://www.youtube.com/user/RollinUke#g/u (Gecoverte Lieder 305 Videos)

AxelR

Zitat... bis mir Hans\' Hulabox-Tambourlele
... Ich hoffe der neue Besitzer wird glücklicher damit als ich.
Jupp das Ding ist super!

A.

torstenohneh

Servus Guchot,

schöne Uke, schöner Klang, gut geukelt...
...und deine Produktpräsentationen finde ich grandois!

Bis denne
Torsten
Verfechter der tiefen G-Saite und bekennender Ukulelenpolygamist

Banjolele

Guido,
Recht Viel Dank! Ich bin Sogar Stolz.
Das Poster mit dem \"Cow-girl\" hangt momentan in meinem Werkstatt. Die Banjolele ist auch Schon  ;)

Wiedersehen,

Wim

Uki-Zwucki

glückwunsch!
und danke für den ausführlichen bericht, das video und vor allem die photos!

ich hab auch eine wim-lele, eine der ersten generation, in sopran. (und denk mir grad \"hätt ich mir eine in concert fertigen lassen sollen?)
nein, kopflastig sind die banjolelen wirklich nicht!
gerade mechaniken bleiben bei mir drauf.
das stimmen der a-saite ist auch bei mir mancmal ein problem, dann stimm ich sie nach dem 2. bund/gehör.
die saitenlage war mir zu konservativ, ich hab die sattelschlitze runtergesägt und geschmirgelt.
meine hat noch ein wim-kopfplatteninlay, das mir sehr gut gefällt.
was mir an meiner nicht so gut gefällt: die bundstäbchen sind mir eine nummer zu stark. und der abschluss des halses, der an den kessel schließt - da sieht deiner schöner verarbeitet aus. und einzelne spannhaken werd ich nacharbeiten - liegen mir zu sehr am fell auf.
aber: auch ich bin mit meiner banjolele zufrieden und möchte sie nicht missen und finde das preis/leistungsverhältnis spitze!

viel spaß mit deiner tenor, thomas

die automatas vn wim sind auch der hammer:
http://www.youtube.com/watch?v=y-VO6bllKUU&feature=channel